Wie es begann… Stopp Oljeletinga!

Seit August 2021 studiere ich meinen Master in Norwegen. Der Aufenthalt in diesem Land prägt mich in vielerlei Hinsicht, ich lerne und genieße viel. Eine Sache, welche mich hier in Norwegen auch von Anfang an begleitet, ist der Klimaaktivismus. Ich möchte dazu im folgenden Beitrag ein bisschen ausholen…

Schon lange vor meinem Bachelorstudium im Fach Umwelttechnik habe ich mich mit Nachhaltigkeit, einem fairen Umgang mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen und innovativen Lösungen zu den erwartenden Klimawandelfolgen auseinandergesetzt. Ich ernähre mich nun schon länger vegan, kaufe Hafermilch und feste Seife, vermeide das Flugzeug, engagiere mich in diversen Organisationen und versuche meinen persönlichen CO2-Fußabdruck so gering wie möglich zu halten. So gering, wie er sein müsste, kann er für mich als in Deutschland/ Norwegen lebende Person aber gar nicht sein. Unser System verträgt sich einfach nicht mit den Grenzen unseres Planeten. Ich bin frustriert von den schleppenden (politischen) Veränderungen, persönlichen Anfeindungen wenn ich vielleicht mal Jogurt esse und der Übertragung der Verantwortung auf das Individuum. Mit Bambuszahnbürste und Elektroauto allein kaufen wir uns leider keine lebenswerte Zukunft. Und mittlerweile habe ich Angst. Angst vor den Zuständen, auf die sich unser Planet zubewegt und in denen er sich schon befindet. Angst vor der Zukunft: meiner, deiner aber vor allem der der nächsten Generationen.

Viele wissenschaftliche Veröffentlichungen, allen voran der neueste und sechste Sachstandsbericht des IPCC (IPCC, 2022) machen (schon lange) auf die katastrophalen Zustände aufmerksam. Ausreichend gehört und umgesetzt wird allerdings nichts. Die folgenden Zitaten verdeutlichen dies:

  • It is a file of shame, cataloging the empty pledges that put us firmly on track toward an unlivable world,“ sagt Antonio Guterres zu den Enthüllungen des IPCC Reports (CBC, 04.04.2022).
  • Schon im Jahr 2021 sagt Fatih Birol, Executive Director der International Energy Agency, 18th May 2021.“If governments are serious about the climate crisis, there can be no new investments in oil, gas and coal, from now – from this year.”
  • Im Jahr 2022 sind das dann noch 2-3 Jahre… Professor Sir David King, former UK Government Chief Scientist, February 2021: “What we do in the next 3 to 4 years will, I believe, determine the future of humanity” 
  • The scientific evidence is unequivocal: climate change is a threat to human wellbeing and the health of the planet. Any further delay in concerted global action will miss a brief and rapidly closing window to secure a liveable future,” sagt Klimaforscher Hans-Otto Pörtner. (IPCC, 28.02.2022)

Im April bin ich daher nach Oslo gefahren, um auf Öllastwagen zu klettern und dabei Verhaftungen zu riskieren. Ich saß sechs Mal in einem Polizeiwagen und war zwei Mal in Polizeigewahrsam. Diese friedlichen Aktionen des zivilen Ungehorsams waren Teil der internationalen Kampagne „Stopp Oljeletinga!“(dt: Stoppt die Ölexploration!). Diese fordert von der norwegische Regierung die sofortige Beendigung der Lizenzierung weiterer Explorationsprojekte für fossile Brennstoffe. Außerdem einen fairen Übergang der betroffenen Arbeitsplätze im Sektor. Ehrlich gesagt, sollte das logisch sein. Der UN-Generalsekretär Antonio Guterres betont, die gefährlichen Radikalen seien nicht die Klimaaktivisten, sondern die Regierungen, die weiterhin fossile Brennstoffe finanzieren. Wie kann es Norwegen also vertreten nach NEUEM Öl zu suchen, dessen Förderung in 15 Jahren zu erwarten ist?


Mir ist bewusst, dass die Auseinandersetzung mit Klimaaktivismus stark mit meinen Privilegien verbunden ist (danke Mama und Papa <3). Ich habe die finanziellen Mittel, um eine höhere Bildung zu genießen, mich gesund zu ernähren und mich nun auch an diesen teuren Formen des Protests zu beteiligen. Ich leide nicht unter rassistischen Anfeindungen oder anderen Formen von Diskriminierung aufgrund meiner Herkunft, Hautfarbe und Geschlecht. Dieses Privileg bedeutet auch, dass ich von den katastrophalen Veränderungen, die das IPCC vorhersagt, weniger betroffen sein werde als die meisten anderen. Und ganz zu schweigen von den Generationen, die nach mir kommen. Daher möchte ich dieses Privileg nutzen, mich für jene einzusetzen, die es nicht haben. Wenn ich es nicht tue, wer wird es dann tun?
Ich möchte mich nicht am zivilen Ungehorsam beteiligen. Ich klettere lieber am Fels als auf Öllastwagen, aber ich sehe keine andere Möglichkeit mehr. Historisch gesehen war gewaltfreie direkte Aktion das effektivste demokratische Instrument, um notwendige systemische Veränderungen zu erreichen (siehe Freedom Riders in den USA, Suffragettes in den UK, und viele weitere), und es ist die einzige Option, die uns noch bleibt.

Im Juli fahre ich mit dem Fahrrad und einem guten Freund Leon, mit welchem mich viele Dinge wie unter anderem der Klimaaktivismus verbinden, auf die Lofoten. Unsere Reise könnt ihr hier nachverfolgen. Da Klimaaktivismus ohne finanzielle Unterstützung nicht möglich wäre, ist die Kampagne auf Spenden angewiesen: für Material, kleine Besorgungen und viel Essen oder mal eine Tafel Schokolade. Danke für euren Beitrag – das Geld wird vollständig an Stopp Oljeltinga! weitergeleitet. Die Spendenkampagne ist hier verlinkt – danke! ❤

Meldet Euch bei Fragen oder wenn ihr interessiert seid, Maßnahmen zu ergreifen, um auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen.

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