Wir haben nach dem Straßenkampf beim Plaza de Armas entschieden, ein etwas sicheres Viertel aufzusuchen, wo die 30°C Sonne nicht nur den Uringeruch in die Höhe befördert, sondern auch die Müllberge direkt zu Kompost verwandelt.
Außerdem wollten wir nicht immer mit Angstschweiß bedeckt den Heimweg antreten. Es ist auch leider wenig übertrieben, denn scheinbar weiß jeder außer wir, dass man um 23 Uhr im Zentrum nicht mehr durch die Straßen laufen sollte. Entsprechend leer ist es und keiner ist da, der, falls man überfallen wird, einem zumindest unterstützende Blicke zuwerfen kann, so dass man nicht direkt abgestochen wird.
Wir schliefen also bei Hugo und Andrea (und Lukas, Suki und Sarah) für die nächsten 7 Tage, um die Dinge vorzubereiten, für die wir hier angetreten sind: die Hochzeit von Marcela und Bogdan und die Fahrradreise durch Patagonien.

Nun zuerst zur Hochzeit. Marcela und Bogdan haben eine unglaubliche Hochzeit auf die Beine gestellt. Alles war bis auf das kleinste Detail durchdacht und wir mussten uns quasi nur schick machen. Haben wir dann getan, mit Friseurbesuch und Schuhkauf. Bilder sagen hier in diesem Fall mehr als Worte. Viel Liebe an Marcela und Bogdan an dieser Stelle ❤












Die Fahrradreise: Nach einiger Recherche und liebevoller Unterstützung haben wir für Patagonien alles zusammen. Die beste Ausstattung, ein Gravelbike für 2000 Euro und eine Lebenversicherung. Zu dem eine 3000km detaillierte Fahrradroute, in der mehrere Worst-Case Scenarios mit Alternativen abgesichert sind… habe ich ungefähr meinen Eltern erzählt. In Wirklichkeit sind wir vielleicht nicht ganz so organisiert unterwegs — wie sich herausgestellt hat, ist das mit Duc auch einfach schwer bis unmöglich möglich. Er hat sich ein Secondhand Rennrad geholt, das zwar etwas dickere Reifen hat, aber die Gabel zu kurz ist für den 28 Zoll Reifen. Nach dem Kauf mussten wir auch erst mal zur Werkstatt, weil die Hinterachse getauscht werden muss. Ein Gepäckträger war auch nicht dran und bei den Bremsen funktioniert auch eher nur die eine. Oder keine.
Ansonsten ist eine der erstklassischen Vaude Fahrradtaschen gerissen und ich habe nach eins, zwei Stunden Klebversuch ein Déjà Vu – meine Finger sind komplett mit Sekundenkleber verklebt und die Tasche hatte immer noch ein dezentes Loch. Erste Erfahrungen mit Sekundenkleber im gewohnten Gebrauch und das Resultat ist genauso wie beim Klimaaktivismus. Das einzige was bleibt ist Kleber an den Händen. Nun, wir entscheiden uns später, einfach nur Dinge in die Tasche zu legen, die nass werden können. Also die Yogamatte und die Essensboxen..
Der Plan für die ersten Tage des Radtrips sehen auch eher spontan aus. Aber Pinguine und Klettern stehen auf der Wochenliste. Probleme auf diesem langen Weg sind mit Duc quasi garantiert. Aber dafür schätze ich ihn auch ein bisschen. Auf jeden Fall, das Vagabundenleben hat Abenteuer vorprogrammiert und ich hoffe ihr bleibt gespannt dabei.
Mit Hugo und Andrea haben wir ein kleines WG Leben etabliert. Duc hat Banh Xeo gemacht, und wir haben zuvor in Vega die Zutaten gekauft. Vega ist eine Markthalle mit Tomatenpyramiden, Avocadobergen und Ananasketten wo das Auge hinfällt und Latino Musik im Hintergrund. Die Preise sind alle 1/3 von den Supermarktpreisen und ich frage mich, warum man überhaupt jemals zu einem Supermarkt gehen möchte, wenn man dort, nach Vega, gehen kann.







Morgen um 2:30 Uhr geht es dann nach Punta Arenas. Juhu!
P.S. das ganze sieht zwar aus als hätte, Ich, Anne das geschrieben, aber eigentlich war es Duc.
Ich wollte ja niemanden den Blog klauen.
Familiärster Moment der Woche: Marcelas Papa kommt während der Hochzeit extra vorbei, um sicher zu stellen, dass Anne einen veganen Mitternachtssnack bekommt. Und bringt noch die übrig gebliebenen Früchte vom Dessert vorbei. (Und generell die bedingungslose Aufnahme von Marcela und ihrer Familie <3)
WG Moment: Die vergangene Woche in einem deutlich ruhigeren Viertel der Stadt führte uns ja wie erwähnt in eine kleine WG: neben Hugo und Andrea, ihren vielen Vierbeinern ist auch Kawey mit uns eingezogen, die im Rahmen ihres Studiums in der chilenischen Hafenstadt Concepcion für zwei Wochen in Santiago ist. Es entstehen viele schöne Momente bei diesem Zusammenleben, die definitiv zu unserem unvergesslichen Santiago Aufenthalt beitragen.
Zweitschönste Begegnung: Ein Freund aus Trondheim leitet uns den Kontakt des Bruders seines Bruders Frau (haha ja das lassen wir mal so stehen) Joaquin weiter, welcher in Santiago wohnt. Wir treffen uns auf ein Bier und merken schnell, dass wir auf einer Wellenlänge sind. Begeistert von der Schönheit Patagoniens bei seinem letzten Trip ist er so motiviert und stellt uns einfach so einen siebenseitigen Reiseführer zusammen.
Traurigster Moment der Woche: Das Lesen einer Kolumne der Zeit bringt uns auf dieses Video. Der (nicht nur) in Nigeria sehr bekannte Rapper Burna Boy hat diese 16-minütige Dokumentation produziert, um auf die Missstände in seinem Heimatland aufmerksam zu machen. In der Hafenstadt Port Harcourt wurde vor einigen Jahrzehnten ..na was… Öl entdeckt. Zum Fluch des Landes und seiner Einwohner. Menschen husten schwarzen Atem und bekommen schwarze Hände beim Türe öffnen. Und das Land erlebt mittlerweile schon die tragischen Auswirkungen unserer westlichen Sucht nach fossilen Energieträgern.. Hier das Video: https://www.youtube.com/watch?v=YzbHv6_zOFU